Pressemitteilung

Schneider wirbt auf Landessynode für gemeinsamen Weg zu Christus

Wallfahrt in Trier: Rheinischer Präses lädt „evangelische Christenmenschen“ ein

  • Nr. 9/2012
  • 9.1.2012
  • 4870 Zeichen

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, wirbt bei „evangelischen Christenmenschen“ für eine Teilnahme an der Heilig-Rock-Wallfahrt 2012 in Trier. „Unter dem bewusst ökumenisch ausgerichteten Leitwort ‚und führe zusammen, was getrennt ist’ bereitet sich das Bistum auf die Wallfahrt zum ‚Heiligen Rock’ vor, die vom 13. April bis 13. Mai stattfinden wird“, berichtete Schneider am Vormittag vor der Landessynode seiner Kirche in Bad Neuenahr. Der katholische Trierer Bischof Stefan Ackermann hat die Evangelische Kirche im Rheinland und die anderen Kirchen – wie Bischof Spital schon im Jahr 1996 – eingeladen, daran mitzuwirken. „Die zeichenhafte Bedeutung des ungeteilten Gewandes Jesu für die eine ungeteilte Kirche ist seit der Alten Kirche übermittelt und begründet erneut diese ökumenische Initiative“, so der Präses.

Reformator Martin Luther hatte kritisiert, dass „die Leute ja häufig von Christus weg auf ihre eigenen Werke verfallen und abgöttisch“ werden, unterstrich Nikolaus Schneider. Das Bistum Trier lade nun aber zu einer Wallfahrt als einem Weg zu Christus ein: „Die Reliquie, deren Verehrung die evangelische Tradition ablehnt, ist zwar noch Anlass der Trierer Wallfahrt, hat aber nach katho¬lischer Lehre keine eigenständige Heilsbedeutung. Schon 1959 hatte der damalige Bischof den Glauben an die Echtheit der Tunika den Gläubigen seines Bistums nicht mehr auferlegt.“ Die Bulle von Papst Leo X. aus dem Jahre 1515, die die Echtheit des Gewandes behauptete, hatte Luther seinerzeit dazu verleitet, etwas ungehobelt über die „Bescheißerei zu Trier“ zu schimpfen. Der Wallfahrtsleiter spricht heute stattdessen von einem „Symbol“, in Anlehnung an die orthodoxe Tradition von einer „Ikone“ und mit Bezug auf die Barmer Theologische Erklärung von einer „These“. Nach Überzeugung Schneiders sind dies alles Hinweise auf Jesus Christus.

„Jesus Christus als gemeinsame Mitte neu feiern“

„In all dem zeigt sich eine neue theologische Durchdringung, ja eine regelrechte Uminterpretation einer Tradition: War der Heilige Rock in der Reformationszeit ein Heilsmittel zum ewigen Leben, in den Jahrhunderten darauf eine katholische anti-protestantische Demonstration, so bietet er heute eine Chance, den einen Herrn der Kirche, Jesus Christus, als die gemeinsame Mitte neu zu feiern“, begründete der rheinische Präses, warum er – auf den ersten Blick ungewöhnlich – zur Wallfahrt nach Trier einlädt und sie der Fürbitte der Protestantinnen und Protestanten empfiehlt.

Nach evangelischem Denken war und bleibt ein Wallfahrtsverständnis abzulehnen, welches ein magisches Denken und im Glauben an Ablässe eine „Werkgerechtigkeit“ impliziert, Christus aus dem Leben der Gläubigen verdrängt und kirchenpolitisch als Ausdrucksform eines kämpferischen Katholizismus verstanden wird, betonte Nikolaus Schneider: „Meiner Einschätzung nach werden bei dieser ökumenischen Initiative diese reformatorischen Kriterien zur Beurteilung einer Wallfahrt weder aufgeweicht noch außer Kraft gesetzt.“ Deswegen lade er gerne zur Teilnahme in Trier ein: „Ich möchte deshalb evangelische Christenmenschen dazu ermutigen, an dieser Wallfahrt teilzunehmen und die Wallfahrt mit ihrer Fürbitte zu begleiten.“

Einladung an die römisch-katholischen Geschwister

Im Zusammenhang mit der Heilig-Rock-Wallfahrt ging der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland in seinem Bericht vor dem obersten Leitungsgremium seiner Kirche auch auf den Papst-Besuch im Jahr 2011 ein: Der Papst habe mit seinem Besuch in Deutschland „keine neuen Fenster für konkrete ökumenische Schritte und Vereinbarungen geöffnet. Aber er hat auch keine geöffneten Fenster geschlossen. Wir werden deshalb die in den letzten Jahren gewachsenen vertrauensvollen ökumenischen Beziehungen weiter pflegen. Wir werden gemeinsam mit katholischen Schwestern und Brüdern nach konkreten Antworten auf Gottes Wort für diese Welt suchen und auch weiterhin beharrlich um konkrete Zeichen unserer Gemeinschaft in Christus ringen – etwa um unsere Gemeinschaft am Tisch des Herrn.“

Deshalb lade er „die römisch-katholischen Geschwister herzlich ein, das Reformationsjubiläum 2017 mit uns zu feiern“, sagte der 64-jährige Theologe: „Das Reformationsjubiläum ist im Kern ein Christusjubiläum, die Umkehr zu Christus als Grund allen Glaubens war das zentrale Anliegen der Refor¬mation. In der Umkehr zu Christus wird unser ökumenischer Weg neue – und vielleicht auch manche uns überraschende – Impulse erhalten.“