Pressemitteilung

Sparkurs wird bis 2013 mit neuem kirchlichen Finanzwesen verbunden

Synode beschloss am Abend nicht nur landeskirchlichen Haushalt

  • Nr. 23 / 2006
  • 11.1.2006
  • 4906 Zeichen

Der anhaltende Rückgang der Kirchensteuern soll sich in der rheinische Kirche nicht nur auf die jährliche Haushaltplanung auswirken. Nach ausführlicher Debatte beschloss die Synode mit großer Mehrheit am Abend, bis 2013 ein „entscheidungsorientiertes Rechnungswesen“ mit kaufmännischer Buchführung einzuführen sowie auf allen Ebenen  – Gemeinden, Kirchenkreisen, Landeskirche – und in allen Arbeitsbereichen zeitgleich ein einheitliches Bewertungssystem für Immobilien und Inventar zu entwickeln.


In seinem Finanzbericht vor der Synode hatte Oberkirchenrat Georg Immel am Mittwoch Nachmittag die Dringlichkeit betont, mittelfristig ein für alle kirchlichen Ebenen geltendes neues Finanzwesen einzuführen. Angeregt durch die Initiative der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), ein „Frühwarnsystem“ auf EKD-Ebene zu installieren, um frühzeitig Fehlentwicklungen oder Fehlsteuerungen in den Gliedkirchen zu erkennen, müsse es auch in der rheinischen Kirche ein solches System geben. Jede Gemeinde, jeder Verband, jeder Kirchenkreis und auch die Landeskirche habe zwar zunächst selbst die Verantwortung für Finanzen und den eigenen Haushalt zu tragen. Darüber hinaus bestehe jedoch eine klare „Solidargemeinschaft“. Tatsache sei, „dass wir innerhalb der Landeskirche in Extremsituationen gezwungen sind, uns gegenseitig zu helfen“, so Immel.


In der Evangelischen Kirche im Rheinland liegt die Kirchensteuerhoheit in 809 Gemeinden. Die übergemeindlichen Aufgaben der 44 Kirchenkreise und der Landeskirche (Landeskirchenamt sowie Ämter, Werke, Einrichtungen und Verbände) werden über Umlagen finanziert. Mit dem neuen „Frühwarnsystem“ soll vermieden werden, „von Fehlentwicklungen zwar nichts zu wissen, aber anschließend ‚in Haftung‘ genommen zu werden“, erläuterte Immel weiter. Er erinnerte damit an das Beispiel des Schulzentrums in Hilden, dessen Trägerschaft wegen finanzieller Überforderung von der Kirchengemeinde auf die landeskirchliche Ebene verlagert werden musste.


Zum vierten Male wurde der Synode im Zusammenhang mit der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung der landeskirchliche Haushaltsplan in einem eigenen Finanzbericht vorgestellt. Diesem Haushaltsplan für das Jahr 2006 stimmte die Synode ebenfalls am späten Abend zu. Für das Jahr 2005 stand der rheinischen Kirche – nach neuesten Schätzungen vom 6. Januar 2006 – ein Kirchensteueraufkommen von unter 498,1 Millionen Euro zur Verfügung, dem Kirchensteueraufkommen in 2004. Für das Jahr 2006 gehen die neuesten Schätzungen von 485,6 Millionen Euro.


Für den landeskirchlichen Haushalt 2006 – er wird über eine Umlage von 10,25 Prozent am gesamten Kirchensteueraufkommen finanziert – stehen demnach als Planzahl 51,3 Millionen Euro zur Verfügung. Damit liegt die Höhe der Umlage im Bereich von 1996. Der landeskirchlichen Haushaltsplan 2006 hat ein Volumen von 86,4 Millionen Euro (im Vorjahr: 80,5 Millionen Euro.) Die Steigerung ist im Wesentlichen zurückzuführen auf die Finanzierung des Altersteilzeitdienstes (Bildung von Rückstellungen) und höhere Zuweisungen an landeskirchliche Einrichtungen (lediglich bedingt durch eine Änderung des Jahresabschlusses seit 2004).


Vorgesehen sind u.a. Ausgaben für folgende Positionen, die sich im Vergleich zum Vorjahr nicht bzw. nur unwesentlich erhöht haben: 8,7 Millionen Euro für gesamt-kirchliche Aufgaben innerhalb der rheinischen Kirche, davon 1,7 Millionen Euro Mitgliedschaftsbeitrag für das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche im Rheinland, 2,6 Millionen Euro Mitgliedschaftsbeitrag für die Vereinte Evangelische Mission (VEM), 2,4 Millionen Euro für Sammelversicherungen und 780.000 Euro für das Zentrale Meldewesen.


Für Aufgaben außerhalb der Landeskirche sind  – leicht gesunken im Vergleich zum Vorjahr – u.a. geplant: 39 Millionen Euro. Dazu zählen z.B. die Umlage an die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) von 10,2 Millionen Euro und der Finanz-ausgleich an die EKD von 24,3 Millionen Euro.


Wegen der demografischen Entwicklung –  der Anteil der im Erwerbsleben Stehen-den und der Kinder und Jugendlichen wird sinken, der Anteil der nicht mehr Erwerbstätigen dagegen steigen -, dem Stellenabbau und der negativen Lohn- und Einkommensteuerentwicklung rechnet Oberkirchenrat Immel in den nächsten Jahren mit einem kontinuierlichen Rückgang der Kirchensteuereinnahmen von 1,2 bis   1,8 Prozent – daran hatte er in seinem Finanzbericht erinnert. Die rheinische Kirche geht bis zum Jahr 2030 von einem Mitgliederrückgang um ein Drittel aus, d.h. zwei Millionen Mitglieder statt heute knapp drei Millionen.