„Wir sind für die Menschen da, deren Leben aus den Angeln gehoben wird“

„Wenn ich als Notfallseelsorgerin selbst sprachlos bin, erinnere ich mich daran, dass Gott schon immer vor mir am Einsatzort ist. Aus den Scherben des Lebens kann mit Gottes Hilfe etwas Neues entstehen, und wir können etwas dazu beitragen“, sagt Bianca van der Heyden, Landespfarrerin für Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland in ihrer Andacht zum Start des Schlusstages der Landessynode 2022.

Hier klicken, um zur Andacht zu gelangen.

Dabei nimmt sie die Zuhörenden und Zuschauenden mit in die Hauptfeuerwache in Krefeld. Von hier aus rücken die Einsatzkräfte aus, um Leben zu retten – beispielsweise bei Bränden, Katastrophen und Unfällen. „Manchmal allerdings reichen alle Bemühungen nicht aus, um Leben zu retten. Dann kommen wir Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger zum Einsatz.“ Mehr als 1200 ehren- und hauptamtliche katholische und evangelische Notfallseelsorgende seien auf dem Gebiet der rheinischen Kirche unterwegs. „Wir arbeiten ganz eng mit dem Staat für Menschen zusammen, deren Welt durch ein schlimmes Unglück aus den Angeln gehoben wurde.“ Der erste Satz am Einsatzort laute dann immer: „Ich bin jetzt für Sie da.“ Ebenso sei Gott in jeder Situation da und fange uns auf.

„Auf diese Weise tun wir des Herrn Werke kund“

„Ohne Sprache und Worte, mit unhörbarer Stimme lobt Gottes Schöpfung seine Werke. Diese Worte aus Psalm 19 wurden von Menschen gebetet, die sich selbst in existenziellen Krisen befunden haben und trotzdem nie das Vertrauen darauf verloren haben, dass Gott etwas Neues und Gutes erschaffen kann: Menschen des Volkes Israel“, so van der Heyden. In dieser Tradition stünden wir Christen. „Manchmal loben wir mit Worten Gott, manchmal auch ohne. An ganz unterschiedlichen Stellen: Etwa an Krankenbetten, in Kindergärten oder Altenheimen, bei Soldaten, in Beratungsstellen, am Arbeitsplatz oder in der Familie.“ Überall dort singen und beten wir laut van der Heyden, hören wir zu, sind da. „Auf diese Weise tun wir des Herrn Werke kund, wie es im Psalm beschrieben wird. Das ist unser Auftrag.“ Das geschehe oft fröhlich und laut, manchmal leise flüsternd, und dann wie mit gebrochener Stimme, wenn die Not die Worte verschlinge – wie zuletzt in den Flutgebieten im Ahrtal und in Nordrhein-Westfalen.

  • Andreas Attinger