Rheinische Kirche positioniert sich klar zur WM 2022 in Katar

„Keinesfalls darf sportlicher Wettbewerb instrumentalisiert werden, um undemokratische Prozesse, Strukturen, Staaten und Institutionen zu legitimieren, aufzuwerten und (finanziell) zu fördern“, heißt es im Initiativantrag zur Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar. Sportlicher Wettbewerb solle vielmehr dazu dienen, dass Menschen sich wertschätzend messen können und die Verständigung zwischen Nationen, Kulturen und Teams gefördert werde. Diese Meinung teilte die Landessynode und beschloss den Initiativantrag. Damit geht eine eindeutige Positionierung der Landeskirche einher: „Die Evangelische Kirche im Rheinland kritisiert – angeregt durch einen Beschluss der Delegiertenkonferenz der Evangelischen Jugend im Rheinland – die Entscheidung der FIFA, die WM 2022 in Katar stattfinden zu lassen.“

Angebote sollen kritische Auseinandersetzung ermöglichen

Auf Basis der grundsätzlichen Werte und Überzeugungen der Evangelischen Kirche im Rheinland ist es laut dem Initiativantrag nicht verantwortbar, die WM 2022 mit Veranstaltungen wie Public Viewings in der Form unkritisch zu begleiten, wie es bei den vorherigen Europa- und Weltmeisterschaften der Fall war. Vielmehr sollten Angebote im Fokus stehen, die neben dem Erleben von Sport-Großereignissen auch eine kritische Auseinandersetzung mit diesen ermöglichen – in diesem Fall mit der WM. Deshalb ermutigt die rheinische Kirche Gemeinden, kirchliche Organisationen und Einrichtungen, Aktionen und Projekte zur WM 2022 konsequent zur kritischen Auseinandersetzung mit dieser zu nutzen. Zu den kritischen Themen zählten unter anderem die Verletzung von Menschenrechten und die soziale Ungleichheit in Katar, die schweren Verdachtsfälle von Korruption sowohl in Katar als auch in der FIFA sowie die Auswirkungen auf das Klima. Darüber hinaus wird der Deutsche Fußball-Bund (DFB) aufgefordert, verbindliche Voraussetzungen im Bereich der Achtung der Menschenrechte für künftige WM-Vergaben festzulegen. Journalistinnen und Journalisten müssten in der Berichterstattung auch die kritischen Punkte konsequent benennen. Nicht zuletzt wird die Kirchenleitung darum gebeten, das Thema und die Haltung der Evangelischen Kirche im Rheinland in geeigneter Weise nach innen und außen zu kommunizieren.

20.1.2022

  • Andreas Attinger