Protest gegen himmelschreiendes Unrecht im Iran

In einem Politischen Nachtgebet hat sich die Evangelische Kirche im Rheinland am Mittwochabend in Düsseldorf mit den Protesten gegen das Mullah-Regime im Iran solidarisiert. In dem Gottesdienst auf Einladung der Landessynode rief die im Iran geborene Diplom-Pädagogin Shabnam Arzt vor mehr als 200 Menschen zu Unterstützung und Rückendeckung für die protestierenden Frauen und Männer im Iran auf. „Wenn nichts geschieht, wird es zu weiteren Hinrichtungen kommen“, warnte sie.

Shabnam Arzt appellierte an die Kirchenvertreterinnen und -vertreter sowie die anderen Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes in der katholischen Kirche St. Albertus Magnus unweit des Tagungshotels: „Die Revolution dauert jetzt fast schon vier Monate. Die Bilder sind schwer auszuhalten. Schauen Sie bitte dennoch weiterhin auf den Iran. Unterstützen Sie die iranische Revolution, damit die Angst der Frauen, der Männer, der Kinder ein Ende hat.“ Die 48-Jährige rief dazu auf, die Ereignisse im Iran auf Social-Media-Kanälen zu teilen, in den Kirchengemeinden über das Unrecht zu sprechen und politischen Druck auf Abgeordnete auszuüben, „so dass die islamische Revolutionsgarde auf die Terrorliste gesetzt wird“. (Das Insta-Reel zum Teilen. Mehr auch auf Facebook. )

„Du bist ein Gott, der mich sieht“

Unschuldige Menschen wurden und werden im Iran verhaftet, misshandelt und zum Tode verurteilt: „Weil sie sich erlauben, eine eigene Meinung zu haben. Weil sie ein selbstbestimmtes Leben führen wollten. Weil sie ein paar Haare, ihre Knie oder Knöchel zeigten. Weil sie die ,falsche‘ Person geliebt haben“, so Arzt. Die mutigen Menschen, die sich gegen die Unterdrückung wehren, verdienten Solidarität. „;Du bist ein Gott, der mich sieht‘, heißt es in der Jahreslosung. Ich bin sicher, diese Zusage gilt auch für die mutigen Frauen und Männer im Iran. Und ich hoffe und bete, dass Gottes Hinschauen am Ende den wichtigen Unterschied bewirkt.“ Ihre Hoffnung, so die Solingerin, sei mit einem Bild verbunden: „Ich träume davon, eines Tages mit meinen Cousinen in Teheran das persische Neujahrsfest zu feiern. In Freiheit!“

Solidaritätserklärung der Landessynode

In dem Gottesdienst wurde für die Menschen im Iran gebetet und eine Erklärung der Landessynode verlesen, die das „himmelschreiende Unrecht und die schweren Menschenrechtsverletzungen“ in dem Land am Persischen Golf verurteilt. „Wir sind solidarisch mit dem Aufruf der Demonstrierenden im Iran: Frauen. Leben. Freiheit.“ Die Synode sei entsetzt, dass die für Freiheit demonstrierenden Menschen gefoltert und hingerichtet würden. „Wir bewundern den Mut, sich der Gewalt mit dem eigenen Leben entgegenzustellen.“

Revolutionsgarden sollen auf Liste der Terrororganisationen

Das oberste Leitungsgremium der Evangelischen Kirche im Rheinland begrüßte die Entscheidung des EU-Parlaments, die EU-Institutionen aufzufordern, die iranischen Revolutionsgarden auf die Liste der Terrororganisationen zu setzen. In dem bewegenden Gottesdienst, an dem auch zahlreiche Menschen aus der persischen Community teilgenommen haben, wirkte auch die iranisch-deutsche Sängerin Schirin Partowi mit.

Kollekte geht an den Verein Transparency for Iran

Bei der Kollekte des Politischen Nachtgebets wurden 2254 Euro gesammelt. Das Geld geht an den Verein Transparency for Iran. Er ist Träger des Iran Journals, das auch durch die Bundeszentrale für Politische Bildung mit gefördert wird. Dem Verein geht es um die Werte Menschenrechte, Pressefreiheit und Transparenz. Dafür wird mit viel ehrenamtlichem Einsatz ein Online-Journal betrieben, in dem die Öffentlichkeit Einblicke in soziale, soziokulturelle und innenpolitische Prozesse des Iran bekommt.

 

  • epd, Jens Peter Iven
  • Hans-Jürgen Bauer