Grußwort der Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen: Was Seelsorge und Fußpflege gemeinsam haben

In ihrem Grußwort an die Landessynode betont Dr. h.c. Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), was Seelsorge auslösen kann – auch bei Menschen, die der Kirche nicht so nahe sind. Dabei zieht sie Parallelen zu einer körperbetonten Dienstleistung: der Fußpflege.

„Das war ja ‚unerwartet heilsam‘, sagen viele Menschen, wenn sie kirchliche Seelsorge erfahren haben. Auch und gerade die eher ‚Kirchenfernen‘ erleben es so – und staunen“, sagt Kurschus zum übergeordneten Synodenthema Seelsorge. Das war ja „unerwartet heilsam“, sagen auch Menschen, die Katja Oskamp  aufsuchen würden. Sie ist Fußpflegerin aus Berlin-Marzahn, die über ihre Arbeit ein Buch geschrieben hat. Katja Oskamp berichte darin auch über Termine mit einer Kundin, bei denen es nicht so sehr um den Inhalt der Gespräche und Behandlungen gehe, sondern um die Atmosphäre.

„Man muss gar nicht immer ausdrücklich von Gott, von Jesus, von der Bibel reden. Manchmal sind sie unausgesprochen viel intensiver im Raum, wenn wir leibhaftig verkörpern, was wir von ihnen verstanden haben“, sagt die Präses und Ratsvorsitzende daran angelehnt über Seelsorgegespräche. Wo die Fußpflegerin Hornhaut abtrage und Füße ausstreiche, so werde in der Seelsorge mit verhärteten Seelen gearbeitet. „Wir tun, was niemand sonst macht, mit Zuhören und Schweigen, mit Worten und Ritualen und Gesten, die niemand sonst hat. Und das bringt die Menschen dann auch wieder auf die Füße. Buchstäblich und im übertragenen Sinne“, so Kurschus.

 

17.1.2022

  • Red.
  • Barbara Frommann