Pressemitteilung

Kraft, Geld und Engagement für gelingende Integration

Landessynode 2016

  • Nr. Die Herausforderungen in der Flüchtlingsfrage, Themen der Ökumene und der weltweiten Solidarität standen im Mittelpunkt der Auftakt-Pressekonferenz zur 68. Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland.
  • 11.1.2016
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„Wir haben eine Menge hinbekommen“, sagte der rheinische Präses Manfred Rekowski am Montag in Bad Neuenahr mit Blick auf das Engagement der Gemeinden, Kirchenkreise und der Landeskirche für Flüchtlinge. Nicht ob man den Flüchtlingen helfe, sondern wie und wo sei die Frage. Integration bleibe eine „Riesenaufgabe“. Dafür sei viel Kraft, Geld und Engagement nötig.

Außerdem müsse über die Fluchtursachen gesprochen werden. Dazu zählt Rekowski zum Beispiel die fehlende Bereitschaft der reichen Staaten, 0,7 Prozent des Bruttosozialprodukts für Entwicklungshilfe bereitzustellen. Kritisch beurteilte er die Möglichkeit, durch militärische Einsätze die Situation in einzelnen Ländern zu verbessern. Militärische Einsätze dürften nur „ultima ratio“ sein. In Staaten wie Libyen und dem Irak sei das Ergebnis der Intervention „desaströs“.

Angesichts der Ereignisse an Silvester in Köln betonte Rekowski, dass man die Sorgen der Menschen ernst nehmen müsse. Dass Opfer sich schutzlos fühlen, darf es nach Ansicht des Präses nirgendwo geben. Zugleich äußerte er aber seine Skepsis gegenüber Verlautbarungen von Parteien, die „sexualisierte Gewalt gegen Frauen zuvor nicht als Thema“ erkannt hätten, jetzt damit aber in die Öffentlichkeit gehen. Er frage sich, ob es da nicht nur um die Instrumentalisierung für andere Zwecke handele, so der der Theologe.

Technischer Wandel und spirituelle Transformation

Im Vorfeld der Landessynode hatten sich bereits sieben europäische Partnerkirchen mit der rheinischen Kirche zu einer Konsultation zu Flüchtlingsfragen getroffen. „Es gelingt der Politik nicht, zu gemeinsamen Lösungen zu kommen“, sagte der Präses. Doch auch die Kirchen müssten noch vertiefend in das Thema einsteigen. Deshalb gebe es ein Nachfolgetreffen in Budapest.

Daniel Ženatý, Synodalsenior der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder, erklärte die Angst vor Fremden in Tschechien und anderen Ländern auch mit der Vergangenheit im Ostblock. Er erwartet, dass die Gesellschaft und die Kirchen künftig vermehrt mit der kirchlichen Minderheit reden.

„Die Gesellschaft braucht die Große Transformation für ihre Zukunftsfähigkeit“, erläuterte der Jülicher Superintendent Jens Sannig ein Schwerpunktthema der Synode. Zum technischen Wandel wie der Energiewende brauche es auch eine geistige, kulturelle und soziale Verwandlung. „Was können wir von unseren Partnerkirchen für spirituelle Transformation lernen?“, fragte der Vorsitzende des landeskirchlichen Ausschusses für öffentliche Verantwortung. Sannig fragte sich zudem, ob es der rheinischen Kirche gelingen kann, zu einem Vorbild für andere zu werden.

„Weite wirkt!“ mit Partnern in der Nähe und Ferne

Das Aktionsjahr unter dem Titel „Weite wirkt!“ stellte Christine Busch, stellvertretende Leiterin der Ökumene-Abteilung der rheinischen Kirche, als gemeinsame Kampagne der Landeskirchen Rheinland, Westfalen und Lippe im aktuellen Themenjahr der Reformationsdekade vor. „Wir feiern gemeinsam mit Partnerkirchen in der Nähe und Ferne“, berichtete Busch. Das Motto zeigt die Sicht auf die „Eine Welt“ mit den ökologischen, ökonomischen und sozialen Krisen. Neben den Initiativen in Gemeinden und Kirchenkreisen findet unter anderem am Pfingstsonntag, 15. Mai, eine zentrale Veranstaltung in Mülheim an der Ruhr statt.

Zu den vorgestellten Themen der Landessynode gehörten auch die Pläne, die bisherige Begleitung  gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften in der rheinischen Kirche analog zu einem Gottesdienst aus Anlass einer Eheschließung zu regeln. Eine weitere Initiative will die politischen Voraussetzungen für ein friedliches Miteinander von Israel und Palästina fördern. Präses Rekowski betonte, dass es der rheinischen Kirche dabei um eine doppelte Solidarität gehe, auch wenn man sich der Beschränktheit der eigenen Möglichkeiten bewusst sei.