Pressemitteilung

Qualität in Kindertageseinrichtungen: „Evangelisch“ nicht nur auf dem Türschild

Landessynode beschließt Fortbildungskonzept für Mitarbeitende

  • Nr. 42/2009
  • 16.1.2009
  • 3714 Zeichen

Leiterinnen, Erzieherinnen und Träger von evangelischen Kindertageseinrichtungen sollen besser qualifiziert und für den Wandel im Kindergarten vorbereitet werden. Das hat die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland heute beschlossen: Diesem Ziel dient das „Integrative Bildungssystem evangelischer Kindertageseinrichtungen“ – kurz: IBEK. „Evangelisch wird ein Kindergarten nicht durch ein Schild an der Tür. Wir brauchen Profil- und Qualitätsentwicklung. Dazu leistet IBEK einen wichtigen Beitrag“, kommentiert der für Bildung zuständige Oberkirchenrat Klaus Eberl.

Die Herausforderungen für heutige Kindertageseinrichtungen sind riesig:

  • Das neue NRW-Kinderbildungsgesetz (KiBiz) mit seinem Wechsel von der Betriebskostenfinanzierung zu Kindpauschalen,

  • die Entwicklung von Familienzentren, die im Sozialraum tragfähige Unterstützungssysteme für Eltern bieten,

  • die veränderten Herausforderungen der Elementarpädagogik, die Kleinkinder stärker in den Blick nimmt.

Was ist der Hintergrund – und was ändert sich praktisch?

Hintergrund für IBEK sind theologische Überlegungen zur frühkindlichen Bildung. Kindertageseinrichtungen haben neben dem Erziehungs- und Betreuungsauftrag einen eigenständigen Bildungsauftrag. Das Wort Bildung hat seinen Ursprung in der alttestamentlichen Rede vom Menschen als Gottes Ebenbild hat, betont Eberl, der Leiter der Abteilung Erziehung & Bildung im Landeskirchenamt ist: „Im Zentrum der Elementarbildung steht jedes einzelne Kind in seiner Beziehung zu Gott, zu sich selbst, zum Nächsten, zur Welt.“

Alle Beteiligten des Systems Kindergarten sollen in einem ganzheitlichen Weiterbildungssystem besser auf die sich schnell wandelnden Anforderungen vorbereitet werden. Leiterinnen werden dabei zu Lotsen der Einrichtung. Teamentwicklung, Elternberatung, Verwaltungsmanagement, Kommunikation mit Ämtern und Therapeuten – hier knüpft IBEK an die bewährten Leitungslehrgänge an. Erzieherinnen sollen souverän mit den Anforderungen der Integration von Kindern mit und ohne Behinderungen oder Kindern mit Migrationshintergrund umgehen können. „Eine besondere Rolle spielt die Religionspädagogik, die oft in der Ausbildung zu kurz kommt. Andachten und das Erzählen biblischer Geschichten gehören zum Markenzeichen evangelischer Kindertageseinrichtungen“, sagt Oberkirchenrat Klaus Eberl: „Denn Kinder wollen die Welt, die sie umgibt, verstehen und stellen dabei Fragen nach Tod und Leben, Himmel und Erde, kurz: nach Gott.“ Das alles gibt es natürlich schon in der Kindergartenlandschaft zwischen Emmerich und Saarbrücken. Nun aber soll es erkennbar die „Marke“ Evangelischer Kindergarten ausmachen.

Ein Ziel von IBEK ist es, das Angebot für Eltern und Kindern zu verbessern und das evangelische Profil zu schärfen, so dass am Ende die Einrichtungen mit einem Gütesiegel ausgezeichnet werden können. Eine solche zertifizierte Qualität gewinnt zunehmend an Bedeutung, da die Konkurrenz zwischen unterschiedlichen Kindertageseinrichtungen zunimmt, sagt Barbara Montag von der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe: „Wir sind auf einem Markt: Eltern schauen sich um, welches die beste Einrichtung für ihre Kinder ist. Deshalb gibt es enorme Bemühungen auf katholischer Seite und auch die Arbeiterwohlfahrt hat ein eigenes Gütesiegel.“ Rund 300 der knapp 830 evangelischen Kindertageseinrichtungen im Rheinland streben jetzt schon ein solches Gütesiegel an. Vorreiter werden die Kindergärten im Saarland sein, sie stellen sich ab April einem Zertifizierungsprozess.