Pressemitteilung

Frieden im Land erhalten

2018

  • Nr. Bei einem Interview mit Pastor Suko Tiyarno und Bischof Dr. Alex Gehaz Malasusa auf der Landessynode berichteten die beiden ökumenischen Gäste, wie in ihren Ländern der christlich-muslimische Dialog gepflegt werde.
  • 9.1.2018
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Zu einem Perspektivwechsel im Rahmen des diesjährigen Schwerpunktthemas Begegnung mit Muslimen kamen die Landessynodalen am Montagnachmittag zusammen. Bei einem Interview mit zwei der ökumenischen Gäste erfuhren sie, wie Dialog zwischen Christen und Muslimen in deren Heimatländern, Indonesien und Tansania, gepflegt werde. In einem Umfeld, in dem einerseits Familienmitglieder mit verschiedenen Religionen friedlich zusammenlebten und andererseits fundamentalistische Gruppen zunehmend versuchten, Einfluss zu gewinnen.

Den Dialog zu führen, sei nie einfach, gab Pastor Suko Tiyarno von der Christlichen Kirche von Ost-Java (GKJW) zu, „gerade am Anfang“. Doch, erinnerte er sich,  in der Zeit, als nach 1996 Kirchen in Indonesien niedergebrannt worden waren, habe man den Dialog sogar intensiviert. Seine Aufgabe sieht er darin, Menschen unterschiedlichen Glaubens zu ermutigen, den Frieden im Land gemeinsam zu verfolgen. Friedlich miteinander zu leben, ist für ihn Ziel des Dialogs. „Der Dialog ist nicht dazu da, andere Religionen zu erobern“, erklärte er weiterhin, „sondern um brüderliche und schwesterliche Beziehungen zu bauen“. Denn nur Gott selbst könne die Menschen zu Christus führen.

Interreligiöser Dialog gehört zum Alltag

Ähnlich sieht es auch Bischof Dr. Alex Gehaz Malasusa von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT). Für ihn gehöre interreligiöser Dialog ganz selbstverständlich zum Alltag und könne unterschiedliche Formen annehmen. Ziel sei es, durch Dialog den Frieden im Land aufrecht zu erhalten. Wesentliches Element jeden Dialogs seien daher immer gegenseitiger Respekt und Vertrauen. Gleichzeitig diene Dialog aber auch dazu, den Glauben zu bezeugen. Jedoch nicht, um andere Menschen zu konvertieren.

In Europa sehe Malasusa ein Problem: Religion gelte als Privatsache. Jede und jeder müsse jedoch zu jederzeit im eigenen Reden und Vorleben den Glauben bezeugen. Das sei nicht nur Aufgabe des Pfarrers. In seiner eigenen Heimat erlebe der Bischof, dass Muslime vor allem diejenigen Christen respektierten, die tief im Glauben verwurzelt seien. Zusätzlich solle man sich nicht scheuen, grundlegendes Wissen über andere Religionen zu erlangen. Er selbst lese auch im Koran und finde dort Dinge, die seinen Glauben bestärkten.

Erfahren, was es heißt, in einer anderen Religion zu Hause zu sein

Praktisch haben Tiyano und Malasusa verschiedene Projekte zur Förderung des interreligiösen Dialogs etabliert. Zum Beispiel in einem interreligiösen Zentrum in Sansibar, wo beide bereits tätig waren. So gehöre eine einjährige Berufsausbildung, an der christliche und muslimische Frauen teilnehmen könnten, zum Programm des Zentrums. Bei einem Projekt mit dem Namen „live in“ verbringt ein muslimischer Teilnehmer oder eine muslimische Teilnehmerin einige Tage in einer christlichen sowie eine christliche Teilnehmerin oder ein christlicher Teilnehmer dieselbe Zeit in einer muslimischen Familie. Binnen kurzer Zeit könne man miterleben, wie aus anfänglichen Vorurteilen, Toleranz und Freundschaft entstünden, erzählt Pastor Suko Tiyano. „Und die Teilnehmenden könnten erfahren, was es heißt, in einer anderen Religion zu Hause zu sein.“