Pressemitteilung

Synodalsenior Daniel Ženatý kritisiert tschechische Flüchtlingspolitik

Vertreter der Böhmischen Brüder sprach vor der rheinischen Landessynode

  • Nr. 6/2016 
  • 12.1.2016
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Bad Neuenahr. Die Flüchtlingspolitik der tschechischen Regierung hat Synodalsenior Daniel Ženatý von der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder kritisiert. „Die Mehrheit der Christen und der denkenden Menschen in unserem Land, besonders die junge Generation, schämt sich für die Aussagen unseres Präsidenten“, sagte Ženatý am Sonntagabend in einem Grußwort vor der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland, die in Bad Neuenahr tagt.

In Tschechien wie in anderen Ländern des ehemaligen Ostblocks gebe es eine „irrationale Angst und Ausländerfeindlichkeit“, so Ženatý, die offenbar mit deren sozialistischer Vergangenheit zusammenhänge. „Das, was meine Generation und die Generation meiner Eltern in der Zeit des abartigen Sozialismus erlebt hat, ist mit all seinen Erniedrigungen und seiner Angst tiefer in die menschlichen Seelen eingeprägt, als wir bereit sind zuzugeben“, unterstrich er. Er äußerte die Hoffnung, dass die jüngere Generation, die pro-europäisch eingestellt sei, gegenüber dieser irrationalen Angst immun sei.

Die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder und die überwältigende Mehrheit der Christen in Tschechien versuchten – ebenso wie die rheinische Kirche – Flüchtlingen zu helfen und so das Vermächtnis Christi zu erfüllen. Der tschechische Staat halte Flüchtlinge aber in Einrichtungen fest und habe bisher keine Bedingungen geschaffen, dass sie von der Bevölkerung aufgenommen werden könnten, kritisierte der Synodalsenior. Dennoch gebe es viele Freiwillige, Organisationen, Gemeinden und Pfarreien, die in der Flüchtlingsfrage helfen. „Sie fahren an die ungarisch-serbische Grenze, organisieren Sach- und Geldsammlungen, sie schreiben kritische Artikel im Blick auf die Ansichten des Präsidenten und einiger Minister, sie fordern die Menschen auf, sich nicht zu fürchten“, berichtete Ženatý. Universitäten und Hochschulen würden zu „Zentren des Widerstandes gegen den populistischen Missbrauch der Flüchtlingskrise.“

Er dankte der Politik und den Kirchen in Deutschland für ihr großzügiges Verhalten gegenüber Flüchtlingen. Dies sei eine große Unterstützung und Ermutigung für seine Kirche, auf dem richtigen Weg zu sein.

Hintergrund:
Pastor Daniel Ženatý steht als Synodalsenior an der Spitze der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) in Tschechien. Die EKBB ist eine unierte Kirche in der Tschechischen Republik mit etwa 110.000 Mitgliedern in 260 Gemeinden, vorwiegend im Osten des Landes.