Pressemitteilung

Das Leben kommt vor der Lehre

Landessynode 2015

  • Nr. Über wen spricht die Kirche, wenn sie von Gott redet? Über jemanden, der "mit uns ist, wenn wir uns auf den Weg ins Leben machen", sagte die Bonner Theologie-Professorin Dr. Cornelia Richter und sprach über das Gepäck, das Christinnen und Christen dabei mitnehmen.
  • 15.1.2015
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Richters Vortrag war der zweite zum theologischen Thema der Synode „Wie Gott zur Welt kommt“. Zuvor hatte der Wuppertaler Kirchengeschichtler Prof. Hellmut Zschoch am Dienstag unter dem Stichwort „Gotteshorizonte“ aufgezeigt, was die Welt unter Gott versteht. „Welcher Gott?“, fragte nun Cornelia Richter, die an der Bonner Universität Systematische Theologie lehrt. Ihr Vortrag kreiste dabei um die zentrale christliche Lehre vom Personsein des dreieinigen Gottes.

Weil theologische Sprache immer abhängig ist von den Vorstellungen der Zeit, in der sie geprägt wurde, brauche es theologische Bildung, um zu verstehen, woher Spitzensätze des Glaubens stammen und wie sie sich entwickelt haben. Dieser Blick zurück sei unerlässlich.

Weil aber das Leben immer vor der Lehre komme, müsse der Blick immer auch auf die aktuellen Symbole, die Menschen nutzen, gerichtet werden – beispielsweise „auf die Amulette, Steine und Kristalle, Sterne, Engel und was sonst so gibt“, wie Richter unter Anspielung auf Zschochs Vortrag und die EKD-Mitgliedsuntersuchung sagte.

Alte und neue Versatzstücke

Theologische Bildung brauche beides, alte und neue Versatzstücke, sagte Richter weiter. Allzu leicht verstecke sich christlicher Glaube allerdings noch hinter seinen Formeln, statt das in ihnen steckende Potenzial zu entfalten. „Theologische Bildung heißt heute, unsere klassischen Glaubenssätze an der Seite kirchlichen Handelns konkret werden zu lassen“, sagte sie.

Zwei ihrer Beispiele: „Was hat die klassische Sündenlehre mit dem Jugendstrafgericht zu tun? Gibt es eine theologische Deutung von Aggression?“ Dazu sollte Kirche aber ihre Zaghaftigkeit im Umgang mit dogmatischen Fragen ablegen und sich auf „den Geist des Unbekannten“ einlassen.