Pressemitteilung

Präseswahl, Sondersynode, Kindergärten, Ökostrom und der offene Himmel...

Wichtige Beschlüsse der 54. rheinischen Landessynode im Überblick

  • Nr. 43
  • 17.1.2005
  • 8580 Zeichen


Die 54. Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland geht am heutigen Freitag in Bad Neuenahr zu Ende. Nachfolgend die wichtigsten Beschlüsse im Überblick:


Wieder mehr „Vom offenen Himmel“ erzählen


Mission und Evangelisation werden in der Evangelischen Kirche im Rheinland in den kommenden vier Jahren ein Schwerpunktthema sein: „Vom offenen Himmel erzählen“ – so lautet das Motto des Programms, das die Landessynode heute beschloss. Unter diesem Titel soll auch eine Arbeitshilfe für die Kirchengemeinden und Kirchenkreise herausgegeben werden. Die Bedeutung von Mission im eigenen Land hatte Nikolaus Schneider bereits am Montag in seinem Präsesbericht unterstrichen: „Ich will hier nicht einem aufdringlichen ,Hausieren‘ mit persönlichen Bekehrungserlebnissen das Wort reden oder einer sektiererischen aggressiven Mission. Aber ich will Mut machen, in Gesprächen und Glaubensfragen und in der Verkündigung wieder ,Ich‘ zu sagen.“


Das Vier-Jahres-Programm wurde umfangreich vorbereitet, u.a. mit dem so genannten Proponendum „Auf Sendung“. Diese Befragung der Gemeinden ergab als stärkste Tendenz: Mission ist erwünscht!


 


Präseswahl / Wahlen zur Kirchenleitung


Nikolaus Schneider ist mit überwältigender Mehrheit wieder zum Präses gewählt worden. Seine Amtszeit läuft bis 2013. Überdies wurde turnusgemäß die Hälfte der Mitglieder der 16-köpfigen Kirchenleitung gewählt: Vizepräses Petra Bosse-Huber als Leiterin der Abteilung II (hauptamtlich/Wiederwahl), Oberkirchenrat Harald Bewersdorff als Leiter der Abteilung IV (hauptamtlich/Wiederwahl), Oberkirchenrat Georg Immel als Leiter der Abteilung VI (hauptamtlich/Wiederwahl), Pfarrer Manfred Rekowski (nebenamtlich/Wiederwahl), Renate Brunotte (nebenamtlich/Wiederwahl), Andrea Aufderheide (nebenamtlich/Neuwahl), Marion Unger (nebenamtlich/Neuwahl) sowie Ulrich Weber (nebenamtlich/Neuwahl).


 


Sondersynode berät im Frühsommer 2006 über Sparmaßnahmen


Über die anstehenden Einsparungen im landeskirchlichen Haushalt der Evangelischen Kirche im Rheinland wird im Frühsommer 2006 eine außerordentliche Synode entscheiden. Zwischen den Jahren 2006 und 2012 sollen mindestens rund zehn Millionen Euro strukturell, also dauerhaft, eingespart werden. Dies entspricht rund 20 Prozent des derzeitigen landeskirchlichen Haushalts. Entsprechende Vorschläge wird ein eigens eingesetzter Strukturausschuss in diesem Jahr erarbeiten.


 


Christlich-jüdischer Dialog – Empfehlungen für die Praxis


Mit einem heute Mittag beschlossenen Text würdigt die Landessynode den weit reichenden Synodalbeschluss von 1980 „Zur Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden“. Der umfangreiche Text, den die Synode beschloss, enthält einen Aufgabenkatalog und praktische Forderungen, an der Erneuerung des Verhältnisses von Kirche und Israel weiterzuarbeiten, z.B. im Gottesdienst. So sollen bei gottesdienstlichen Lesungen und Predigttexten Abschnitte des Alten und des Neuen Testaments gleichermaßen berücksichtigt und die Lied- und Musikauswahl neu überdacht werden: „Die Gemeinden brauchen neue Lieder, die der Errneuerung des Verhältnisses von Kirche und Israel Rechnung tragen“, heißt es. Kurzfristig sollen für die Gemeinden entsprechende Empfehlungen ausgearbeitet werden.


 


Weniger Trägeranteil bei Kindertageseinrichtungen


Wie erwartet hat die Landessynode am Nachmittag dem Beschlussvorschlag zugestimmt, den Eigenbeitrag evangelischer Träger an den Gesamtkosten der Kindertageseinrichtungen auf maximal 10 Prozent festzuschreiben. Die Kirchen-leitung wurde beauftragt, bei den Landesregierungen auf entsprechende Senkungen hinzuwirken. Im Kirchengebiet gibt es 867 Tageseinrichtungen für Kinder mit 54.600 Plätzen (Stand: 1. November 2004). Die Synode nahm erstmals einen Bericht „Zur Lage und Entwicklung der Tageseinrichtungen für Kinder in der Evangelischen Kirche im Rheinland“ zustimmend zur Kenntnis, der 53 Seiten umfasst. Er enthält Fakten zur derzeitigen Lage, zur Finanzsituation der kirchlichen Träger und zur demografischen Entwicklung. Durch den andauernden Rückgang der Kirchensteuern sind die evangelischen Trägerschaften gefährdet. Bis zu 100 Schließungen drohen in den nächsten zwei Jahren, falls sich die finanzielle Situation für die Träger nicht verbessert. Kirchengemeinden geben jährlich 55 Millionen Euro aus Kirchensteuermitteln für die Arbeit in den Tageseinrichtungen für Kinder aus und investieren damit in Bildung von Kindern.


 


Finanzlage und landeskirchlicher Haushalt


Für das Jahr 2004 stand der rheinischen Kirche nach den jüngsten Schätzungen von Dezember 2004 ein Kirchensteueraufkommen von 498,1 Millionen Euro zur Verfügung. Das sind 43,6 Millionen weniger als im Jahr 2003. Für das Jahr 2005 wird zurzeit ein Verteilungsbetrag in Höhe von 483,3 Millionen Euro geschätzt. Das sind 5,6 Millionen Euro weniger als im Jahr 1987 (488,9 Millionen Euro) und 148,2 Millionen weniger als im Kirchensteuer-Spitzenjahr 1994 (631,5 Millionen Euro).


Vor diesem Hintergrund hat die Landessynode einen knapp kalkulierten landeskirchlichen Haushaltsplan verabschiedet und zwar einstimmig, ohne Gegenstimme und ohne Enthaltung. Die Ausgaben im landeskirchlichen Haushalt für die unmittelbaren landeskirchlichen Aufgaben für 2004 betrugen 80 Millionen Euro. Der Haushaltsplan 2005 hat ein Volumen von knapp 80,5 Millionen Euro.


 


Pfarrhaus bleibt die Regel, aber Ausnahmen sind möglich


Das Wohnen im Pfarrhaus bzw. einer Dienstwohnung ist in der rheinischen Kirche zukünftig nicht mehr obligatorisch. Zwar werde den Gemeindepfarrerinnen und -pfarrern „in der Regel“ eine Dienstwohnung zugewiesen, doch von diesem Grundsatz kann abgewichen werden, heißt es in dem Beschluss, den die Synode fasste. Er benennt auch die Kriterien für den Verzicht. Zu beachten ist die Vereinbarkeit mit der Gemeindekonzeption. Auch muss die Pfarrerin bzw. der Pfarrer ein geeignetes Amtszimmer in der Gemeinde haben, und die Präsenz und Erreichbarkeit in der Kirchengemeinde muss gesichert sein. Darüber hinaus sollen die bauliche und finanzielle Zumutbarkeit der Dienstwohnung bzw. die Zumutbarkeit der privaten Anmietung einer Wohnung berücksichtigt werden.


 


Superintendentinnen und Superintendenten: Entlastungen jetzt besser möglich


Nach lebhafter Debatte am gestrigen späten Abend beschloss die rheinische Synode heute Vormittag eine wichtige Änderung des Kirchengesetzes über die Errichtung, Freigabe, Finanzierung und Besetzung von Pfarrstellen zur Entlastung der Super-intendentinnen und Superintendenten (Entlastungspfarrstellengesetz). Nun ist es möglich, zur Entlastung der Superintendentin bzw. des Superintendenten eine Pfarrstelle einzurichten – vorausgesetzt, der Kirchenkreis trägt dafür die Kosten, die allerdings durch sinkende Ausgaben für die allgemeine Pfarrbesoldung ausgeglichen werden können.


 


Landessynode will Ökostrom


Für die Umstellung der Stromversorgung auf Ökostrom sprach sich die Landessynode aus. „In Bezug auf die Schöpfungsverantwortung und die nachhaltige Entwicklung im Bereich der Stromerzeugung ist die Umstellung der Stromversorgung auf Ökostrom zu befürworten“, heißt es in dem Beschluss. Der Landeskirche komme dabei eine „Vorbild- und Multiplikatorenfunktion“ zu, heißt es weiter. Deshalb wird für die landeskirchlichen Einrichtungen ein Preisvergleich von Ökostrom und konventionellem Strom eingeholt, wobei mögliche Energiesparpotenziale berücksichtigt werden sollen. Dasselbe wird den Kirchenkreisen empfohlen.


 


Globalisierung wird Hauptthema der Synode 2007


Die wirtschaftliche Globalisierung und ihre Herausforderungen für die Kirchen ist das Hauptthema der übernächsten Landessynode. Die Heilszusagen Gottes gelten umfassend allen Menschen, heißt es in der entsprechenden Beschlussvorlage. Und: Wirtschaftliche Verelendung stehe im Widerspruch zum Willen Gottes. Deshalb wird die Synode der Frage nachgehen, wie Wirtschaft im Dienst des Lebens aussehen soll. Eine Arbeitsgruppe wird das Synodenthema vorbereiten und dabei theologische, sozialethische und ökumenische Aspekte berücksichtigen.