Pressemitteilung

Den Glauben zu den Menschen bringen

Landessynode 2017

  • Nr. Reformationsjubiläum, neue Gemeindeformen und beispielsweise die Vorlage "Zeit fürs Wesentliche" sind Themen der Landessynode 2017. "Die Reformation ist kein Museumsstück", sagte Präses Manfred Rekowski in der Pressekonferenz zur Landessynode, in der es aber u.a. um die Abschiebungen nach Afghanistan ging.
  • 15.12.2016
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Die Reformation, die sich zum 500. Mal jährt, ist „mehr als nur Geschichte“, so der Präses in dem Ausblick auf die Themen des Landessynode, die vom 8. bis 13. Januar in Bad Neuenahr tagt. „Sie ist Gegenwarts- und Zukunftsaufgabe.“ Deswegen beschäftige sich die Synode auch mit Fragen, wie der Glaube zu den Menschen heute und künftig gebracht werden kann.

Außerdem skizzierte der Präses die Formen, in denen die Synode das Reformationsjubiläum aufgreifen wird – unter anderem mit einem Magazin zur Reformation und die sie kennzeichnenden vier Begriffe Christus, Glaube, Gnade und Schrift, in „Wort-Meldungen“, mit der Eröffnung der Ausstellung über Reformatorinnen. Rekowski machte deutlich, dass der Eröffnungsgottesdienst des Landessynode 2017 ökumenisch gefeiert werden wird.

Ökumenisch feiert die rheinische Kirche auch das Reformationsjubiläum. Insgesamt gibt die Landeskirche dafür rund eine Million Euro aus – durchaus auch durch Projekte, die in den Gemeinden und Kirchenkreisen laufen. „500 Jahre kommt nicht so häufig vor“, sagte er vergnügt. Und erlöst und befreit ergänzte er im Blick auf Vielfalt und Zahl der Vorhaben in Gemeinden, Kirchenkreisen und auf der Ebene der Landeskirche: „Man könnte im nächsten Jahr nichts anderes tun als das Reformationsjubiläum begehen.“

Menschen in anderen Lebenswelten erreichen

Den Glauben zu den Menschen bringen – darum geht es auch in der Vorlage „Vergnügt, erlöst, befreit – Gemeinde formen“. Damit greift der Titel das Motto auf, mit dem die Evangelische Kirche im Rheinland das Reformationsjubiläum feiert: „Ich bin vergnügt, erlöst, befreit“. Bisher ist die Parochie oder Ortsgemeinde die Regel: Man gehört zu der Gemeinde, wo man wohnt. Wie Vizepräses Christoph Pistorius erläuterte, geht es nun darum, zusätzlich „neue Formen des Kircheseins“ zu ermöglichen und zu fördern.

„Damit wir die Menschen, um die es der Botschaft Gottes geht, auch tatsächlich erreichen.“ So müssten auch Gemeinden auf Zeit möglich sowie personell und finanziell arbeitsfähig sein. Pistorius nannte u.a. die Beispiele „Beymeister“ aus Köln-Mülheim und „raumschiff.ruhr“ in Essen. Sie seien Erprobungsräume. Diese Modellprojekte erreichten Menschen in anderen Lebenswelten.

 Um den Glauben zu den Menschen zu bringen, braucht es Pfarrerinnen und Pfarrer – sie brauchen deshalb „Zeit fürs Wesentliche“. So heißt die Vorlage mit dem Untertitel „Etablierung einer Gesprächs- und Vereinbarungskultur für den Pfarrdienst“. Wesentlich sind Verkündigung und Seelsorge. Der Landessynode 2017 werde empfohlen, „eine verbindliche Vereinbarungskultur“ einzuführen, wie Oberkirchenrätin Barbara Rudolph erläuterte, Leiterin der Abteilung 1 „Theologie und Ökumene“. Orientierung böten dabei die Aufgaben. Eine konkrete Zeitvereinbarung werde nicht angestrebt.

Turnusmäßige Wahlen

Synodaler Marathon: Die Landessynode 2017 hat zahlreiche Wahlen vorzunehmen. Denn nach den jüngsten Presbyteriumswahlen im vorigen Februar sind auf allen Ebenen der Kirche die Organe neu zu wählen, wie Vizepräsident Dr. Johann Weusmann erläuterte. In der 15-köpfigen Kirchenleitung sind – auch aus anderen Gründen – acht Positionen wieder oder neu zu besetzen. Zu wählen sind auch die Ausschüsse der Synode, ihre Vorsitze sowie die Abgeordneten zur EKD-Synode.

Zur Finanzlage der rheinischen Kirche sagte der Vizepräsident, der Kirchensteuerverteilbetrag für dieses wie für das kommende Jahr falle gleich aus. Demnach stehen der rheinischen Kirche insgesamt rund 717 Millionen Euro zur Verfügung. Der landeskirchliche Haushalt macht 10,1 Prozent aus. Bei der weiteren Kirchensteuerentwicklung müsse sich die Kirche auf einen Scheitelpunkt einstellen, so Weusmann. „Steigende Kirchensteuern sind kein Naturgesetz.“

Abschiebungen nach Afghanistan: „Extreme Beklemmungen“

Nachfragen in der Pressekonferenz betrafen u.a. die Abschiebung nach Afghanistan. Dazu sagte der leitende Jurist der rheinischen Kirche, wenn Betroffene eine erniedrigende unmenschliche Behandlung erwarte, sei das ein Abschiebungshindernis. Weusmann: „In weiten Teilen Afghanistans ist das der Fall.“ Präses Rekowski erklärte, aus humanitären Gründen lösten die Abschiebungen in ihm „extreme Beklemmungen“ aus.

„Wir sind wirklich Lobbyisten“, stellte der Präses grundsätzlich zum Themenfeld Flucht klar. Die Kirche bleibe am Thema Flüchtlinge dran, melde sich aktiv und vernehmbar zu Wort. Auch wenn es medial so klingen könnte, das Engagement für Flüchtlinge – insbesondere durch Ehrenamtliche – versiege nicht, unterstrich der Präses. Oberkirchenrätin Rudolph sprach von einer „riesigen Drucksituation“ angesichts von weltweit 60 Millionen Menschen auf der Flucht.

Auch zu Fragen zur Partei AFD und zu Rechtsextremismus werde die Kirche weiterhin Stellung beziehen, so Rekowski. Vizepräses Pistorius sagte bezüglich der Kandidaturen eines Ruhestandspfarrers und eines Presbyters, das AFD-Parteiprogramm biete wenig Handhabung, aber bei Auftritten dürften „rote Linien“ der Vereinbarkeit mit dem christlichen Glauben nicht überschritten werden.