Pressemitteilung

Beschlüsse für die Zukunft: Konfi-Arbeit, Finanzen, Personal

Rheinische Landessynode ist am Nachmittag zu Ende gegangen

  • Nr. 21/2011
  • 20.1.2011
  • 6368 Zeichen

Am Nachmittag ist in Bad Neuenahr die 62. Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland zu Ende gegangen. Knapp eine Woche lang haben die Mitglieder des Leitungsgremiums mit ihren Beratungen und Beschlüssen Weichen für die Zukunft gestellt. So verabschiedeten die Abgeordneten aus den 38 Kirchenkreisen u. a. den landeskirchlichen Haushalt für das Jahr 2011 mit einem Volumen von 81,8 Millionen Euro. Für die 758 Gemeinden, die die Kirchensteuerhoheit haben, wird in diesem Jahr insgesamt ein Kirchensteuer-Aufkommen von 559 Millionen Euro erwartet. Diese Summe liegt rund 25 Millionen Euro unter dem Aufkommen von 2009.

Inklusion: Konfirmandenunterricht als Chance für alle Jugendlichen

Wichtiges Thema der Landessynode war auch die Zukunft des Konfirmandenunterrichts. In einer neuen Handreichung, die das Gremium am Mittag beschlossen hat, wird unterstrichen, dass die Vielfalt innerhalb der „Konfi-Gruppe“ Gewinn und Chance für ganzheitliches Lernen ist. Im kirchlichen Unterricht begegnen sich Jugendliche, die in der Schule nicht aufeinander treffen, vom Förderschüler bis zur Gymnasiastin. Es soll allen Jugendlichen ermöglicht werden, sich mit Gleichaltrigen auf die Konfirmation vorzubereiten. „Inklusion heißt auch, räumliche und sprachliche Barrieren für die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler von Förderschulen in der Konfirmandenarbeit abzubauen“, so die Handreichung. Inklusion schließe wirklich alle Jugendlichen ein, wurde während der Debatte betont.

Verwaltung soll effizienter werden

Die 218 stimmberechtigten Synodalen brachten bei ihrer jährlichen Tagung auch eine Strukturreform auf den Weg: So soll die Verwaltung effizienter werden. Dazu werden bis zur kommenden Landessynode im Jahr 2012 entsprechende Vorschläge gemacht. Bislang gibt es in den Kirchenkreisen zwischen Emmerich und Saarbrücken 125 Verwaltungsämter, die von zentralen Einheiten für alle Gemeinden des Kirchenkreises bis hin zu kleinen Gemeindebüros reichen. Diese Struktur ist nach Überzeugung der Synode sehr teuer.

 

 

Neuer Oberkirchenrat gewählt

Am Donnerstag hatte die Landessynode den Wuppertaler Superintendenten Manfred Rekowski zum hauptamtlichen Mitglied der Kirchenleitung und damit zum Oberkirchenrat sowie zum Leiter der Abteilung I (Personal) gewählt. Der künftige Abteilungsleiter wird am 20. Februar als Nachfolger von Oberkirchenrat Jürgen Dembek (65), der in den Ruhestand tritt, in sein neues Amt eingeführt. Die Wahlperiode dauert bis 2017.

Grünes Licht fürs Neue Kirchliche Finanzwesen

Mit großer Mehrheit gaben die Abgeordneten nach langen Beratungen grünes Licht für die Einführung des Neuen Kirchlichen Finanzwesens (NKF). Mit neuem Projektauftrag, Projektstrukturplan und einem Projektbudget von 18,54 Millionen Euro soll das Projekt bis 2015 in allen Körperschaften der rheinischen Kirche zwischen Emmerich und Saarbrücken umgesetzt sein. Zum NKF gehören die Umstellung auf die Doppelte Buchführung in Konten (Doppik), ein so genanntes Haushaltsbuch und eine einheitliche Finanzsoftware in der Landeskirche. Mit dem neuen Finanzwesen sind Steuern durch Ziele, die realistische Darstellung des Vermögens und des aktuellen Ressourcenverbrauchs verbunden.

Aufgabenkritik soll Reformprozess fortsetzen

Zur Weiterführung der Strukturreformen, die die außerordentliche Landessynode 2006 für die Zeit bis zum Jahr 2012 beschlossen hatte, steht nun eine Aufgabenkritik der landeskirchlichen Arbeit an: Dabei werden alle Aufgaben des Landeskirchenamtes und der landeskirchlichen Ämter, Werke und Einrichtungen  daraufhin überprüft, ob sie in verbesserter Form weitergeführt, eventuell ausgebaut, um- oder zurückgebaut oder ganz aufgegeben werden sollen.

Trotz der Beschlüsse der Sondersynode 2006 ist der landeskirchliche Haushalt weiterhin defizitär. Für eine Haushaltskonsolidierung ist es nach Angaben von Vizepräsident Christian Drägert daher notwendig, dass die Abteilungen des Landeskirchenamtes, die Präsidialkanzlei und die Zentralen Dienste insgesamt gemeinsam 20 Prozent der ihnen aus Abteilung VI, dem Finanzdezernat, zugewiesenen Haushaltsmittel bis zum 31. Dezember 2022 einsparen. Beginn der Erarbeitungsphase für die Vorschläge ist der 1. Januar 2011. Auf der Landessynode 2013 soll das dann erarbeitete Maßnahmenpaket beschlossen werden. Umgesetzt sein müssen die Maßnahmen spätestens bis zum 31. Dezember 2022.

Pfarrdienst, Kirchenmusik, Jugendarbeit und vieles mehr beieinander halten

Die rheinische Kirche geht verstärkt auf eine Personalplanung auf der Ebene ihrer derzeit 38 Kirchenkreise zu. Einen entsprechenden Grundsatzbeschluss hat die Landessynode am Mittag in Bad Neuenahr gefasst. Der Beschluss kam bei nur zwei Enthaltungen und ohne Gegenstimme zustande.

Was bleibt: Die Kirchengemeinden wählen ihre Gemeindepfarrerinnen und Gemeindepfarrer; die Presbyterien, die gewählten Gemeindeleitungen, bestimmen ihre Mitarbeitenden. Was sich jedoch tendenziell ändert: Die Kirchenkreise legen künftig Personalkonzepte vor, um personelle Kooperationen der Gemeinden untereinander zu ermöglichen. Der Sinn der Sache: „Erhalt eines Mindestmaßes an Vollzeitstellen“, wie Kirchenrat Dr. Volker Lehnert in der Schlussberatung in der Landessynode erläuterte, der Leitende Dezernent für Personalentwicklung im Landeskirchenamt. „Wir brauchen diesen Paradigmenwechsel“, sagte einer der Superintendenten. Man wolle „über den eigenen Kirchenturm hinaus schauen“, so Superintendent Jürgen Knabe, der dem Kirchenkreis An der Agger vorsteht. Hintergrund für den Grundsatzbeschluss, zu dem bis 2012 Details erarbeitet werden sollen, ist der demografische Wandel, der zu einem Rückgang von Mitgliedern und Geldern führt. So ging die Zahl der Mitarbeitenden bzw. Vollzeitstellen zurück, nicht zuletzt in Jugendarbeit und Kirchenmusik.