Pressemitteilung

Grußwort von Marja Coons-Torn, Superintendentin der Penn Central Conference der United Church of Christ

Landessynode 2006

  • Nr. Pressemitteilung T4/2006, Achtung, Sperrfrist: Sonntag, 8. Januar 2006, 20 Uhr. Es gilt das gesprochene Wort!
  • 8.1.2006
  • 5773 Zeichen

Grußwort


von Conference Minister Marja Coons-Torn,
Superintendentin, Penn Central Conference, United Church of Christ, USA


anlässlich der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland
am Sonntag, 8. Januar 2006


– Übersetzung –


Als ich  im November anlässlich des 25. Jahrestags der „Kirchengemeinschaft“ in Berlin war, erzählte ich einem meiner neuen Freunde, wir seien die anderen Enkelkinder ihrer Großeltern. Ich halte das für die reine Wahrheit. In der Gegend Pennsylvanias, aus der ich komme, sind fast alle Menschen deutscher Abstammung. Deswegen bewegt es uns ja so, Ihre ökumenischen Partner zu sein.


Die United Church of Christ ist von ihrem innersten Wesen her eine ökumenische Kirche. 1957 gegründet, ist sie ein Zusammenschluss von vier Kirchen, von denen jede sehr alte Wurzeln hat. In dem Teil des Landes, aus dem ich stamme, ist das kulturelle Erbe in erster Linie geprägt durch die Kirchengründungen deutscher Einwanderer, die im 18. Jahrhundert zu Tausenden nach Pennsylvania kamen. Wenn Sie unsere Kirchen besuchten, würden Sie vermutlich sehr bald auf eine stoßen, die  ihren 275. Geburtstag feiert. Mir ist schon klar, dass das im Vergleich zu vielen deutschen Kirchen ziemlich jung ist, aber für die United Church ist das sehr alt.


Eine andere Wurzel unserer Kirche geht zurück auf eine Gruppe von Deutschen, die den Mississippi herauf in den mittleren Westen kam. Sie brachte eine Kirche mit, die Mitte des 19. Jahrhunderts in St. Louis gegründet worden war. Sie zeichnete sich dadurch aus, dass sie  bereits die Anfänge zahlreicher sozialer Dienste aufwies. Dazu gehörten Krankenhäuser, Waisenhäuser, Altenheime und Häuser für Menschen mit – wie wir heute sagen würden – geistigen und  körperlichen Behinderungen. Diese Tradition ist Teil Ihres Erbes an uns, denn ich weiß, dass hier mit der Gründung ähnlicher Einrichtungen bereits begonnen worden war.


Wir sind aber auch Abkömmlinge englischer Kongregationalisten, die sich in Neu-England niederließen, und wir sind Abkömmlinge einer ganz und gar einheimischen Kirche, die sich schlicht die Christian Church nannte. Sie befand sich in so weit voneinander entfernt liegenden Gegenden wie Vermont und Virginia. 1957 wurde aus uns die United Church of Christ, und in den Jahren danach haben wir unserer Teigmischung aus vier starken Denominationen noch so manche weitere Geschmacksrichtung beigefügt. Hinzugekommen sind unsere ungarischen Brüder und Schwestern, die ihre eigene, nicht ortsgebundene Synode innerhalb der United Church of Christ haben. Und auch hinzugekommen sind die Erbteile von inzwischen mehr als 17 ethnischen Gruppen wie die der Samoaner, der Mikronesier und anderer Insulaner aus dem Pazifik, dann auch noch die der Puertoricaner und weiterer spanisch sprechender Gruppen und das kirchliche Erbe der amerikanischen Indianer.


Sie können sich vorstellen, was für interessante Versammlungen alle zwei Jahre stattfinden, wenn alle diese Leute und die zahlreichen, unterschiedlichen Vertreter aus der Ökumene und den Partnerkirchen zusammenkommen. Über die Jahre hinweg haben wir gelernt, Diskussionen und Debatten in einer Weise zu führen, die es uns erlaubt, in gegenseitiger Liebe und Achtung darüber „einer Meinung zu sein, nicht einer Meinung zu sein“. Freilich ist es nicht immer leicht, das nach der Rückkehr der heimischen Gemeinde verständlich zu machen.


Der ökumenische Charakter unserer Kirche prägt auch heute noch unseren Alltag, insbesondere dann, wenn es um die Klärung strittiger Fragen geht. Fast zwanzig Jahre lang haben wir diskutiert und experimentiert, bevor wir uns mit unseren Partnern in der Christian Church (Disciples of Christ = Apostel Christi) auf ein Vorgehen einigen konnten, das uns nicht nur zu voller Gemeinschaft, sondern auch zur gegenseitigen Anerkennung unserer Pastoren führte. Heute ist es möglich und geschieht auch regelmäßig, dass ein Pastor der UCC Dienst in einer Gemeinde der Disciples tut und ein Disciple-Pastor Dienst in einer UCC-Gemeinde.


Ähnliche Prozesse haben wir mit anderen Partnern aus der reformierten Tradition durchgemacht. Partner, die die reformierte Theologie in die verschiedensten Gegenden Amerikas getragen haben. Inzwischen haben wir volle Gemeinschaft  mit der Evangelical Lutheran Church in America, der Presbyterian Church in the US und der Reformed Church in America (RCA). Theoretisch können wir mit ihnen allen Pfarrer austauschen und Tischgemeinschaft haben, auch wenn das in der Praxis seltener geschieht als mit den Disciples.


Wir haben tiefstes Verständnis für einige der Probleme, mit denen Sie bei der Gestaltung eines guten Miteinanders von EKD und ihren Gliedkirchen zu kämpfen haben. Wir möchten an unser eigenes Motto aus dem Johannes-Evangelium erinnern: „…damit sie alle eins seien“, und wir beten für Sie, dass Sie sich ähnlich ermutigt fühlen. Erst vor kurzem haben unsere Leute aus einer Öffentlichkeitskampagne neue Kraft bezogen, die man inhaltlich in folgendem Satz zusammenfassen könnte: „Setze nie einen Punkt, wo Gott ein Komma gemacht hat“, und so lautete denn auch unser Slogan: „Gott spricht immer noch.“


Auch wenn wir unterschiedlicher Prägung sind, sind wir dennoch stolz, Ihre ökumenischen Partner zu sein. Wir halten viel von dem Gedanken, „Einigkeit in Vielfalt“ zu suchen. Und unser Gebet wird auch in Zukunft lauten, Gott möge uns zu der Zusammenarbeit befähigen, die er von seinen Kindern erwartet.