Pressemitteilung

Zusammenfassung: Familie stärken, Kirchenstruktur reformieren

Landessynode in Bad Neuenahr beendet

  • Nr. 46 / 2007
  • 12.1.2007
  • 6268 Zeichen

Die Tagung der 57. ordentlichen Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland ist am Nachmittag in Bad Neuenahr zuende gegangen. Nachfolgend die wichtigsten Beschlüsse des obersten Leitungsgremiums der rheinischen Kirche in der Zusammenfassung:

 

Wahlen zur Kirchenleitung

Neuer Leiter der Abteilung IV „Erziehung und Bildung“ im Landeskirchenamt, hauptamtliches Mitglied der Kirchenleitung und Oberkirchenrat wird der Jülicher Superintendent Klaus Eberl. Neue nebenamtliche Mitglieder des 16-köpfigen Leitungsgremiums werden Superintendent Eckart Wüster (Bonn) und Superintendent Rolf Breitbarth (Niederberg). Die neuen Kirchenleitungsmitglieder werden am 4. März 2007 mit einem Gottesdienst in der Düsseldorfer Johanneskirche in ihr Amt eingeführt.

 

Familiengerechtigkeit

Mit dem heute verabschiedeten Positionspapier zum Thema „Familie“ will die Landeskirche dazu beitragen, dass Familie „ein erstrebenswertes Lebenskonzept“ bleibt und „Familie als Lebensraum und Raum des Segens“ erfahren werden kann. Und: Sie verpflichtet sich, in ihrem eigenen Verantwortungsbereich Familien nachhaltig zu unterstützen. Gesellschaft, Staat und Wirtschaft werden aufgefordert, ihrer sozialen Verantwortung für Familien gerecht zu werden.

Unter anderem beauftragt die Landessynode die Kirchenleitung, überprüfen zu lassen, welche zusätzlichen Maßnahmen in den evangelischen Tageseinrichtungen und Schulen dazu beitragen können und Modelle zu entwickeln, wie familienstützende Maßnahmen in der Evangelischen Kirche sinnvoll vernetzt werden können. Auch sollen Beschäftigungsformen geschaffen werden, die es den Mitarbeitenden ermöglichen, die Erwerbsarbeit vorübergehend hinter die familiäre Arbeit zurücktreten zu lassen. Die eigenen Kirchengesetze, Arbeitsabläufe und Vorschriften sollen zukünftig auf eine weiter reichende Familienfreundlichkeit hin überprüft werden, eine Neuregelung der Sonderzulagen eingeschlossen. Außerdem soll die Kirchenleitung gelungene Beispiele von Mehrgenerationenarbeit in Gemeinden und Kirchenkreisen sowie einen „Leitfaden“ zum wirksamen Kinder- und Jugend-Medienschutz veröffentlichen.

 

Prioritätendiskussion

Die rheinische Kirche ordnet ihr Dienst- und Arbeitsrecht neu. Damit ist ein Maßnahmepaket zur mittel- und langfristigen Sicherstellung des pfarramtlichen Dienstes auf den Weg gebracht. Angesichts des Rückgangs der Gemeindemitgliederzahlen und der zu erwartenden Minderung der Finanzkraft in den nächsten 25 Jahren wird eine erhebliche Reduzierung der Zahl der Pfarrstellen erwartet. Der Beschluss zum veränderten Dienst- und Arbeitsrecht umfasst neue Steuerungs- und Planungselemente in der Personalplanung.

Zweiter Punkt in der nun vollendeten Prioritätendiskussion: die Veränderung der presbyterial-synodalen Ordnung. Dazu beschloss die Landessynode 2007, die Kirchenkreis-Ebene wird gegenüber den Gemeinden zu stärken, nicht nur bei der Personalplanung. Beide Beschlüsse zur Prioritätendiskussion umfassen Grundsätze. Aufgabe der Landessynode 2008 wird es sein, die Kirchenordnung entsprechend zu überarbeiten. Erst dann gelten die veränderten Regeln.

 

Haushalt

Zu den Hauptaufgaben der Landessynode, dem obersten Beschlussorgan der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) gehört das Haushaltsrecht. Den landeskirchlichen Haushalt 2007 mit einem Volumen von rund 79 Millionen Euro hat die Synode einstimmig beschlossen. Dieses Volumen ist rückläufig – aufgrund der jüngsten Spar- und Konzentrationsprozesse bei den landeskirchlichen Aufgaben. Dazu gehören beispielsweise die Fusion der beiden Kirchlichen Hochschulen Bethel und Wuppertal, der Verkauf der ehemaligen Evangelischen Akademie in Mülheim/Ruhr sowie Einsparungen bei den evangelischen Schulen und Internaten.

 

Wahlen

Haushaltsrecht, Gesetzgebung – dritte große Aufgabe der Landessynode ist die Wahl. Für den Anfang März in Pension gehenden Oberkirchenrat Harald Bewersdorff hat die Landessynode 2007 den bisherigen Jülicher Superintendenten Klaus Eberl gewählt. Der Theologe tritt sein neues Amt als hauptamtliches Mitglied der Kirchenleitung und Leiter der Abteilung Erziehung und Bildung im Landeskirchenamt mit der Einführung am 4. März an. Außerdem hat die Landessynode in die 16-köpfige Kirchenleitung zwei nebenamtliche Mitglieder nachgewählt: den Bonner Superintendent Eckart Wüster und den Superintendenten des Kirchenkreises Niederberg, Rolf Breitbarth.

 

Abendmahl

Noch einmal hat sich die Landessynode mit dem Thema Abendmahl und Kirchenzucht befasst. Schließlich hatte der Abendmahlsbeschluss aus dem Jahr 2004 für Kritik gesorgt. Der damalige Titel „Eingeladen sind alle“ wird korrigiert, wie die Landessynode 2007 nun beschloss. Der neue Titel: „Eingeladen sind alle Getauften“. Bekräftigt hat die Landessynode 2007, dass Kirchenzucht notwendig bleibt. Ein Ausschluss vom Abendmahl sei aber kein zulässiges Mittel der Kirchenzucht.

 

Folter

„Folter ist eine besonders bedrückende Form der Gewalt. Am Verbot der Folter und Folterandrohung darf nicht gerüttelt werden“, heißt es in dem 13-seitigen Beschlusspapier, das die Landessynode 2007 verabschiedet hat. Aus rechtlichen und prinzipiellen ethischen Gründen müsse das Verbot absolut gelten, heißt es weiter. Folter und Folterandrohung griffen in die von Gott geschenkte Unantastbarkeit der menschlichen Würde und damit in das Recht Gottes auf sein Geschöpf ein.

 

Arbeitsplatzabbau

Geschäftspolitische Entscheidungen, die zum massiven Arbeitsplatzabbau führen, hat die Landesynode kritisiert. Das sei „unverantwortlich den Menschen gegenüber, die dadurch ihre berufliche Existenz verlieren“, heißt es in dem Beschluss. Allerdings sei auch die Kirche in das wirtschaftliche System eingebunden. Zur Vorbereitung auf die Landessynode 2008 mit dem Schwerpunktthema „Globalisierung“ sollen die Geschäftsbeziehungen der landeskirchlichen Ebene dargestellt werden.