Pressemitteilung

Hoffnung für Palästina ist kein bloßer Wunschgedanke, sondern gründet in Gott

Palästinensischer Pfarrer wirbt vor Synode für eine Theologie der Hoffnung

  • Nr. 14/2015
  • 14.1.2015
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Eine Theologie der Hoffnung angesichts der trostlosen Situation in seiner palästinensischen Heimat hat der Theologe Dr. Yohanna Katanacho vor der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland vorgetragen. Diese Hoffnung sei kein bloßer Wunschgedanke, sondern gründe in Gott, der den Tod besiegt, die Kirche der Blutzeugen gegründet und der palästinensischen Christinnen und Christen zugesagt hat, mit ihnen zu sein.

In seiner Andacht zog Katanacho Parallelen zwischen der aktuellen Lage in Palästina und der tiefen Erschütterung nach der Zerstörung Jerusalems im sechsten vorchristlichen Jahrhundert, wie sie im biblischen Buch der Klagelieder Jeremias zum Ausdruck kommt. Dort heißt es etwa: „Wasserbäche rinnen aus meinen Augen über den Jammer der Tochter meines Volks. Meine Augen fließen und können’s nicht lassen, und es ist kein Aufhören da, bis der Herr vom Himmel herabschaut und darein sieht.“

Die Klage über ein scheinbar auswegloses Schicksal sei nicht mit Hoffnungslosigkeit zu verwechseln, sondern vielmehr zutiefst menschlich. „Lasst uns jedoch zusammen klagen und unsere Klage als Verpflichtung für Gerechtigkeit und Menschenwürde verstehen“, sagte Katanacho. Zugleich warb der Pfarrer der Baptist Church of Nazareth für eine Hoffnung, die auf die Gnade Gottes setzt statt auf Vergeltung. Diese Hoffnung erwachse nicht aus den politischen Umständen, sondern allein aus der göttlichen Perspektive des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung, wie sie etwa der Apostel Paulus in seinem ersten Brief an die Gemeinde in Korinth beschrieben habe. Und wenn Palästinenser, Deutsche und Juden sich dabei als Ebenbilder Gottes in dieser Hoffnung gemeinsam auf den Weg machten, seien sie auch in der Lage, sich zu ändern.

Dr. Yohanna Katanacho ist einer der Autoren des Papiers „Stunde der Wahrheit” / Kairos Palästina (2009), das sich als „ein Wort des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe aus der Mitte des Leidens der Palästinenser und Palästinenserinnen“, so der Untertitel, versteht. Wie die Andachtsautorin vom gestrigen Tag, Dr. Deborah Weissman, ist er maßgeblich an einem christlich-jüdischen Workshop beteiligt, den die rheinische Kirche gemeinsam mit der „Evangelisch lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land“ (ELCJHL) seit Jahren in Jerusalem organisiert und der auch in diesem Jahr fortgesetzt wird. Beide hat die rheinische Kirche zur diesjährigen Synode eingeladen, um an den wegweisenden Beschluss zur bleibenden Erwählung Israels von 1980 zu erinnern, mit dem die Landessynode vor 35 Jahren das Verhältnis von Christen und Juden auf eine neue Grundlage gestellt hat.