Pressemitteilung

„Boh, glaub‘se, ich sach Sie!“ holt biblische Geschichten ins Ruhrgebiet

Andacht von Pfarrer Dr. Gert Ulrich Brinkmann vor der Landessynode

  • Nr. 31/2017
  • 12.1.2017
  • 3082 Zeichen

Bad Neuenahr. Mitten ins Ruhrgebiet hat Pfarrer Dr. Gert Ulrich Brinkmann das reformatorische „sola fide“ (allein der Glaube) in seiner Andacht am heutigen Donnerstag (12. Januar) vor der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland in Bad Neuenahr geholt. Mit der Kunstfigur Herbert Knebel und seiner Standardwendung „Boh, glaub‘se, ich sach Sie!“ übersetzte er Geschichten aus dem Lukas-Evangelium in die Gegenwart.

Herbert Knebel alias Uwe Lyko erzählt „Geschichten aus einer speziellen Welt, wenn man nicht gerade in Essen-Nord wohnt, nicht ganz realistisch, aber passiert in echt“, erklärte Brinkmann, der in Duisburg-Süd geboren ist. Lukas hätte seine Geschichten von Jesus auch so erzählt, wenn der Evangelist in Essen-Bergeborbeck oder Oberhausen-Sterkrade oder Mülheim-Dümpten oder Duisburg-Meiderich gelebt hätte. Was so unwahrscheinlich nicht sei. Hanns Dieter Hüsch habe den lieben Gott schließlich regelmäßig in Dinslaken getroffen, so der Pfarrer augenzwinkernd.

Brinkmann, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Ratingen und Mitglied des Ständigen Theologischen Ausschusses der rheinischen Kirche, legte fünf neutestamentliche Erzählungen aus. Darin geht es um den Blinden, der sein Augenlicht zurückgewinnt, zwei Sünderinnen, die Jesus mit Öl salben, die Aussätzigen, die seine Füße küssen, und die Frau, die unter Blutungen leidet. Immer wieder heißt es in der Übersetzung der Lutherbibel: „Dein Glaube hat dir geholfen.“

„Die Geschichten sind nur zur Hälfte Privatgeschichten. Sie sind zur anderen Hälfte Geschichten aus der Öffentlichkeit für die Öffentlichkeit – im Vorort, im Grenzgebiet, in der Menschenmenge, im Haus eines Gelehrten“, sagte Brinkmann. Gender, Inklusion, Fremde diesseits der Grenze seien Themen aus den Geschichten und aus dem Glauben.

Mit Luther sagte der Theologe: Unser Glaube ist eine „verwegene Zuversicht“ – das sei gut protestantisch. Eine weiteres Fazit: „Der Glaube macht ,fröhlich … und voller Lust‘ – das ist gut rheinisch.“ Die dritte Erkenntnis nach Luther: „Der Glaube allein kommt selten allein. Im Glauben, der rettet, ist immer Liebe drin.“ Das sei wohltuend ökumenisch.

Alle Andachten auf der diesjährigen Landessynode haben die sogenannten „soli“ („al-lein“) der Reformation als Thema: Mit den Formulierungen „allein Jesus Christus“, „allein die Gnade“, „allein der Glaube“, „allein die Bibel“ werden zentrale reformatorische Überzeugungen zusammengefasst.

Die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland tagt vom 7. bis 13. Januar in Bad Neuenahr. Sie ist das oberste Leitungsgremium der mit rund 2,6 Millionen Mitgliedern zweitgrößten Landeskirche in Deutschland. Die Synode hat 210 stimmberechtigte Mitglieder aus den 38 Kirchenkreisen der rheinischen Kirche, sowohl Theologinnen und Theologen als auch Nichttheologinnen und -theologen.