Pressemitteilung

Andacht von Dr. Zephania Kameeta

Landessynode 2006

  • Nr. Pressemitteilung T17/2006 - Andacht von Bischof Dr. Zephania Kameeta
  • 16.1.2006
  • 5016 Zeichen

Andacht von Bischof Dr. Zephania Kameeta
anlässlich der 55. ordentlichen Landessynode
der Evangelischen Kirche im Rheinland
am 12. Januar 2006



Lied: EKG 652, 1 -4


1. Mose 22, 1-13



1 Nach diesen Geschichten versuchte Gott Abraham und sprach zu ihm: Abraham! Und er antwortete: Hier bin ich.
2 Und er sprach: Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du liebhast, und geh hin in das Land Morija und opfere ihn dort zum Brandopfer auf einem Berge, den ich dir sagen werde.
3 Da stand Abraham früh am Morgen auf und gürtete seinen Esel und nahm mit sich zwei Knechte und seinen Sohn Isaak und spaltete Holz zum Brandopfer, machte sich auf und ging hin an den Ort, von dem ihm Gott gesagt hatte.
4 Am dritten Tage hob Abraham seine Augen auf und sah die Stätte von ferne
5 und sprach zu seinen Knechten: Bleibt ihr hier mit dem Esel. Ich und der Knabe wollen dorthin gehen, und wenn wir angebetet haben, wollen wir wieder zu euch kommen.
6 Und Abraham nahm das Holz zum Brandopfer und legte es auf seinen Sohn Isaak. Er aber nahm das Feuer und das Messer in seine Hand; und gingen die beiden miteinander.
7 Da sprach Isaak zu seinem Vater Abraham: Mein Vater! Abraham antwortete: Hier bin ich, mein Sohn. Und er sprach: Siehe, hier ist Feuer und Holz; wo ist aber das Schaf zum Brandopfer?
8 Abraham antwortete: Mein Sohn, Gott wird sich ersehen ein Schaf zum Brandopfer. Und gingen die beiden miteinander.
9 Und als sie an die Stätte kamen, die ihm Gott gesagt hatte, baute Abraham dort einen Altar und legte das Holz darauf und band seinen Sohn Isaak, legte ihn auf den Altar oben auf das Holz
10 und reckte seine Hand aus und faßte das Messer, daß er seinen Sohn schlachtete.
11 Da rief ihn der Engel des HERRN vom Himmel und sprach: Abraham! Abraham! Er antwortete: Hier bin ich.
12 Er sprach: Lege deine Hand nicht an den Knaben und tu ihm nichts; denn nun weiß ich, daß du Gott fürchtest und hast deines einzigen Sohnes nicht verschont um meinetwillen.
13 Da hob Abraham seine Augen auf und sah einen Widder hinter sich in der Hecke mit seinen Hörnern hängen und ging hin und nahm den Widder und opferte ihn zum Brandopfer an seines Sohnes Statt.



 
Abrahams Glaube an Gott und sein Gehorsam gegenüber Gottes Wort – das ist es, was die Kirche vor allen Dingen braucht.


1. Dieser Glaube ist nicht in einer Philosophie oder in einem Dogma zu finden, sondern es ist ein lebendiger Glaube, dem wir in der Beziehung zwischen Abraham und Gott begegnen.
2. Zehn Jahre nach der großen Verheißung in Gen. 12 war noch nichts passiert. Aber Abraham war auch nicht verzweifelt dahin zurückgekehrt, woher er gekommen war.
3. Der Glaube bringt Dich vorwärts gegen alle Vernunft und gegen die dich umgebende Realität. Dies habe ich immer wieder neu in meinem Leben erfahren dürfen.
4. Als mich eine meiner Töchter im letzten Jahr fragte, warum ich überzeugt sei, dass Namibia eines Tages frei sein würde, hatte ich keine Antwort. Sie gab die Antwort selbst und sagte zu mir: „Du hast Glauben.“
5. Als Abrahams Glaube schwach wurde, wiederholte Gott die Verheißung an ihn: „Zähle die Sterne, so zahlreich sollen deine Nachkommen sein“. (Gen. 15, 5). Es ist nicht unser Verdienst, dass dieser Glaube lebendig bleibt, sondern es ist Gottes Werk.
6. Als das Licht verlöschte, wurde ein Kind geboren. Die Wunder in unserem Leben geschehen nicht auf der Höhe unserer Erfolge, sondern gerade dann, wenn wir am Boden liegen.
7. Aber dann wird der vernichtende Satz gesprochen: „Nimm deinen einzigen Sohn, den Du so sehr liebst und opfere ihn.“ (Gen. 22, 2). Wir hätten sicherlich gefragt, was ist jetzt mit der Verheißung? Abraham aber sagte nichts, sondern gehorchte.
8. Wer nicht bereit ist, etwas aufzugeben, wird niemals gewinnen. Nur wer bereit ist, das Letzte aufzugeben, dass er besitzt, wird reich belohnt.
9. Glaube bedeutet, unbekannte Wege zu gehen, die an fremde Orte führen. Das ist es, was Gott an mir getan hat: er führte mich hindurch in der Zeit im Gefängnis, in extremen Erniedrigungen, in entwürdigenden Reisebeschränkungen innerhalb und außerhalb des Landes, bis hin zu meiner Zeit im Parlament wo ich das zweithöchste Amt bekleidete, und dann in einer abgelegenen, armen kleinen Gemeinde in Maltahöhe.
10. Ich habe Gott in meinem Leben stets so erfahren, dass er immer im letzten Moment eingriff; er stellte sich zwischen das Messer und den Jungen und hielt so die Verheißung aufrecht, die er Abraham und uns gegeben hat.
11. Aber bei seinem einzigen eingeborenen Sohn, den er so sehr liebte, griff er nicht ein,  sondern ließ ihn sterben, damit wir leben können.
12. Daher glaube ich diesem Wort: „Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht“ (Josua1, 5).


Amen



Lied: EKG 652, 5-6