Pressemitteilung

"Ich bin vergnügt, erlöst, befreit" im swingenden Jazz-Waltz-Stil

Matthias Nagel vertont Reformationsmotto. Uraufführung auf der Synode

  • Nr. 19/2017
  • 10.1.2017
  • 2698 Zeichen

Bad Neuenahr. 500 Jahre evangelische Kirchenmusik in Deutschland in fünf Viertelstunden abbilden: Diesen Versuch unternimmt Ulrich Cyganek, Landeskirchenmusikdirektor der Evangelischen Kirche im Rheinland, am morgigen Mittwoch. In der Martin-Luther-Kirche am Tagungsort der rheinischen Synode erklingen ab 22 Uhr Liedtexte und Bibeltext-Vertonungen genuin evangelischer Komponisten aus dem Land der Reformation.

Den Anfang markiert Johann Walter, musikalischer Weggefährte Martin Luthers, von der Nachwelt als Ur-Kantor bezeichnet. Er steht stellvertretend für die prägende Synthese von Wort und Ton: Die gute Nachricht singend zu verbreiten, war ein wichtiges Anliegen der Reformatoren. Es folgen Hörproben aus Barock, Romantik und 20. Jahrhundert. Letzteres lässt mit drei Persönlichkeiten lokale biografische Bezüge erkennen: Ernst Pepping, geboren in Duisburg, gilt neben Hugo Distler als einer der herausragenden Komponisten evangelischer Chormusik in der ersten Jahrhunderthälfte. Magdalene Schauß-Flake, geboren in Essen, wirkte dort zunächst als Kirchenmusikerin, bevor sie sich 1960 in Burgsponheim und später in Bad Kreuznach niederließ. Als Komponistin war sie besonders im Bereich der Blechbläsermusik erfolgreich. Wolfgang Stockmeier, geboren in Essen, leitete als Orgelprofessor mehr als drei Jahrzehnte die Abteilung Evangelische Kirchenmusik an der Musikhochschule Köln.

Der musikalische Bogen des Abends spannt sich vom 16. Jahrhundert bis ins Heute. Kirchenmusikdirektor Matthias Nagel, Spezialist für Popularmusik, hat das rheinische Reformationsjahrs-Motto „Ich bin vergnügt, erlöst, befreit“ und den dazugehörigen Psalm von Hanns Dieter Hüsch in zeitgemäße Tonsprache für Chor, Bläserensemble und Orgel übersetzt. Bei der Uraufführung singen Kreiskantorinnen und Kreiskantoren der rheinischen Kirche, die Orgel spielt Kantor Jens Peter Enk und es musiziert das Ensemble Buccinate Deo unter der Leitung von Landesposaunenwart Jörg Häusler. Gefragt nach seiner musikalischen Intention, sagt Matthias Nagel: „Ich wollte das tänzerisch Leichte in den Vordergrund stellen. So ist die Vertonung denn primär durch einen swingenden Jazz-Waltz-Stil geprägt, ohne hoffentlich zu reiner Unterhaltungsmusik geworden zu sein. Im weiteren Verlauf des Stücks kommen durchaus ernste Töne zum Vorschein, die bei genauerem Hinschauen auf den Text auch ihre Berechtigung haben. Das Ende wird geflüstert: Im wahrsten Sinne des Wortes bleibt uns vor Bewunderung des uns geschenkten Lebens-Reichtums die Sprache weg.“